Wie aus Tismer
Hieronimus wurde und
aus dem “Alten
August” das
“Restaurant - Zum
Großen Stein”
Als Karl Tismer, Fleischermeister aus dem jetzt zu Polen gehörenden
Krossen (Oder), aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte,
fand er seine Familie in Neuendorf wieder.
Seine Heimat und die Metzgerei fielen der
Ostgrenzverschiebung zum Opfer.
Der ehemalige Pächter des Neuendorfer Gasthauses “ Alter
August “ - August Veitner - war aus Angst vor den
russischen Besatzern, zu Beginn des Jahres 1945 in
westliche Regionen geflüchtet.
Karl Tismer zögerte nicht lange und bemühte sich um das
Grundstück mit Gaststätte.
Im Dezember 1945 stellte er beim Landrat des Kreises
Angermünde den Antrag zur Eröffnung einer Wirtschaft.
Am 22.02.1946 erhielt er jedoch zunächst nur eine
Gewerbegenehmigung für den Vertrieb von Kolonial- und
Fleischwaren, was seinem Meisterbrief entsprach.
Seine Frau Berta beantragte am 01.04.1947 die
Genehmigung zur Betreibung einer Gastwirtschaft.
Dem Antrag wurde im Mai 1947 behördlich stattgegeben, da
sie nachweisen konnte, dass sie als Kind bereits in einem
Gasthof arbeitete und somit fachlich dazu geeignet waren.
Leider gab es nicht viele Gäste. Um den Lebensunterhalt
dennoch zu bestreiten, bestellten sie noch
gute 2 ha Ackerfläche, welche im Zuge der Bodenreform zu
erhalten war.
Die Zuteilung von Lebensmitteln im Ort - wie Butter, Milch,
Brot und auch Zigaretten auf Marken - übernahmen die
Tismers ebenfalls.
Karl Tismer verstarb 1951.
Seine Ehefrau Berta und Tochter Hannchen mit Ehemann
Herbert Hieronimus betrieben nun die Gastwirtschaft.
Übrigens - Herberts Großvater Wilhelm Hieronimus war
herrschaftlicher Brennermeister in der Neuendorfer Gutshof-
Schnapsbrennerei.
Der noch heute erhaltene Brennereischornstein von
Neuendorf ist bereits aus der Ferne gut zu erkennen.
Allerdings ist das Rezept zur Herstellung des Neuendorfer
Gutstropfens, aus Korn und Kartoffeln, spurlos
verschwunden.
Ein gastronomisches Erfolgsrezept sollte jedoch die Liaison der
Fleischerstochter Hannchen Hieronimus mit dem Enkel eines
Schnapsbrenners werden.
Ab 1972 zwang die DDR-Führung die Privatbetriebe zu einer
staatlichen Beteiligung.
Man musste mit einer Großhandelsgesellschaft - Konsum -
zusammenarbeiten.
Diese stellte die Ware in Kommission zur Verfügung.
Staatlich vorgeschriebene Preise, z.B. ein Pils 0,49 Pfennig, sorgten
für Gleichheit von der Ostsee bis zum Mittelgebirge.
Da im Ort kein vergleichbar großer Raum existierte, diente der
Gastraum wöchentlich der Kinovorführung, gelegentlich wurde auch
Theater dargeboten.
1974 übergab Berta Tismer die Wirtschaft an ihren Schwiegersohn
Herbert Hieronimus.
Seine Idee war es, den nahe gelegenen, gewaltigen Findling -
„den Großen Stein“ -
als Namenspatron für die Gaststätte zu nehmen.
Der guten Küche war es zu verdanken, dass es dem Haus nie an
Gästen mangelte.
1986 verstarb Herbert Hieronimus.
Von nun an bewirtschafteten Hannchen Hieronimus und ihr Sohn Jörg
das Gasthaus.
Die Reprivatisierung wurde nach dem Sturz des DDR-Regimes wieder
möglich.
Mit 63 Jahren übergab Hannchen am 01.01.1992 das Geschäft ihrem
Sohn Jörg und dessen Frau Daniela.
Von 1992-1995 wurden die Küchenkapazität, der Gastraum und der
Sanitärbereich vergrößert.
2006 erfolgte eine weitere Vergrößerung des Küchenbereiches um der
steigenden Nachfrage
für Cateringveranstaltungen gerecht zu werden.
Seit dem kann sich jeder Gast die Speisen des Hauses am Ort seiner
Wahl schmecken lassen.
Von der Seife zur Weihnachtsgans -Artikel der Märkischen
Oderzeitung vom 23.12.2009
Schweinelende trifft Schokolade - Artikel der Märkischen Oderzeitung
vom 05.06.2010
Restaurant, Biergarten & Catering seit 1946
Hannchen und Herbert Hieronimus
vor ihrem Gasthaus
März 1956